Wie in einem fernen Land
“Sind Sie von hier?” fragte mich die Dame freundlich, als ich fotografierend auf den Wandelgang zuging. Sie saß dort in der sonnigen Ecke auf der grau gestrichenen, steinernen Bank. Ja, das bin ich, sagte ich. Ist das nicht wunderschön hier, antwortete sie, ich kannte diesen Ort noch gar nicht. Zustimmend lächelnd zog ich weiter, ich wollte doch schöne Fotos schießen, nicht dass noch eine Wolke dazwischen kam.
Yu Garden in Rotherbaum ist ein etwas rätselhafter Ort, was seinen Reiz aber sogar noch unterstreicht. Haupthaus und Teetempel sind unbewirtschaftet. Dennoch wurde die im Jahr 2008 erbaute Anlage kürzlich wunderschön renoviert. Rote Lampions warten wieder darauf, dass der Wind mit ihnen spielt.
Dem wohl größten chinesischen Einzelhandelshaus gehörend, steht Yu Garden auf städtischem Grund. Aber ausnahmsweise interessiert mich das als Immobilienmann heute nicht, ich will einfach nur genießen.
Neugierig folge ich dem malerisch verzweigten Weg. Plötzlich führt eine verwinkelte Brücke zum Teehaus. Deren Gestaltung hat einen guten Grund, nach chinesischem Glauben sollen böse Geister nicht um die Ecke gehen können.
Auf dem Vorplatz vom Teehaus angelangt schaue ich auf den Weg zurück. Meine Gedanken fließen. Da wirkt das Gebäude rechts im Hintergrund fast störend. Das aber immerhin ist die ehemalige Villa Albert Ballins, in der auch Kaiser Wilhelm II zu Besuch war.
Falls auch Sie diesen Ort noch nicht kannten, Sie finden ihn in Rotherbaum an der Feldbrunnenstraße Ecke Binderstraße, gleich hinter dem Völkerkundemuseum, das jetzt MARKK heißt.
Sonnige Grüße aus dem Grindelviertel an diesem herrlichen Herbsttag, Ihr Wolfgang Philipp