Ein Haus bunt wie die Welt
Dr. Reinhard Behrens hat es bei einem Empfang vor gut einem Jahr auf den Punkt gebracht: „Große Erwartungen, hoher Anspruch und viel Arbeit“. Er muss es wissen, denn er ist Vorsitzender der Freunde des Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt, kurz MARKK. Früher Völkerkundemuseum. Gemeint hat er die dringend notwendige Neuausrichtung des Museums mit der neuen Chefin Barbara Plankensteiner.
Schon der schlossartige Bau ohne das Museum – wenn man das überhaupt trennen kann – ist spektakulär. Ein Kleinod im Herzen von Rotherbaum. Albert Erbe, promovierter Bauinspektor des Hamburger Hochbauwesens, entwarf es vor dem 1.Weltkrieg in Anlehnung an die Norddeutsche Barockarchitektur. Drinnen empfängt einen die Halle unerwartet in reinem Jugendstil. Das Gebäude ist aus Rotherbaum nicht wegzudenken, und irgendwie braucht es das Museum. Ein Haus ist ja bekanntlich nur die Hülle, hier ist das MARKK darin der Geist. Und der hat es in sich!
Von New Haven nach Hamburg
Zurück zur Chefin. Prof. Barbara Plankensteiner agiert hier seit April 2017 als Direktorin. Die Ethnologin ist promovierte Afrika-Expertin und international aufs Beste vernetzt. In Südtirol, in Bozen, 1963 deutschsprachig geboren arbeitete sie auch am Weltmuseum in Wien, danach an der Yale University Art Gallery in New Haven, in Connecticut nördlich von Long Island. Von dort kam sie zu uns nach Hamburg.
Weltoffene Kultur
Sie wagt viel, denn 2017 waren die besten Tage des Museums vorbei. Nach dem Erstellen eines umfassenden Konzepts hat sie den wichtigen Kraftakt der Umbenennung des Museums hinter sich. Der Weg zwischen angemessenem Auftreten und “populistischem Rummel” in eine weltoffene Kultur ist schmal. Das zeigt aktuell die Rassismus-Debatte um Carl Hagenbeck, und (natürlich) dessen Verbindung zum Museum.
Aktuell wartet das MARKK bei Google mit 659 Googlerezensionen und 4,3 Sternen auf, auch Tripadvisor vergibt immerhin 4 von 5 möglichen Punkten. Übrigens, neben den (verlängerten) Ausstellungen wie “Im Schatten von Venus Lisa Reihana & Kunst aus dem Pazifik” gibt es für Kinder derzeit einen vielversprechenden Workshop: Storytelling.
Auch da frischer Wind
Darüber hinaus geht es bei der Neuausrichtung auch um Veranstaltungen, die im Haus stattfinden. Auch dort soll ein frischer Wind wehen. Die Gegebenheiten vor Ort finde ich einfach fantastisch. Und das Thema auch: Bunt wie die Welt, und mitten in Rotherbaum.
Dem Regenschauer im Bild oben konnte ich gerade noch entgehen und freue mich ungemein, Ihnen absolut trocken schreiben zu dürfen. Sonnige Grüße aus diesem nicht so ganz erfreulichen Sommer, Ihr Wolfgang Philipp